2019 - Haus Wiemer
250 Jahre alt ist das denkmalgeschützte Haus Wiemer, dessen Eingang über eine Freitreppe mit dem Wappen der Familie Wiemer im Geländer zu erreichen ist. Es steht etwas zurückgesetzt von der Melsterstraße an der Einmündung von Steinergraben und Klosterstraße.
Das Erbauungsjahr dieses Denkmals ist nicht schwer zu ermitteln. Die Jahreszahl „1769“ ist prägnant über den Mittelfenstern im 1. Obergeschoss an Vor- und Rückseite des Wohngebäudes angebracht.
Leider ohne jeden Hinweis auf den Erbauer. Dieser konnte nur mit Hilfe der Akten des Stadtarchivs gefunden werden. Es war der Offizial Gerhard Caspar Biggeleben (1702 - 1780), seit 1748 Richter am höchsten geistlichen Gericht im Herzogtum Westfalen, dem Offizialatsgericht zu Werl, dessen Gerichtsstuhl noch heute in der Pfarrkirche St. Walburga zu sehen ist. Er benötigte ein repräsentatives und großes Wohnhaus, damit seine Hausangestellten ebenso Platz hatten wie der gewöhnliche gerichtliche Geschäftsbetrieb, der auch im Hause des Offizials erfolgte.
Nach dem Tod des Offizials im Jahre 1780 wurde sein Neffe Peter Gaudenz Biggeleben vom Kurfürsten/Erzbischof von Köln als Amtsnachfolger berufen. Peter Gaudenz Biggeleben (1748-1808) stammte aus Menden und wurde 1774 zum Priester geweiht. Er ist es auch, der im Werler Steuerregister von 1803 unter Hausnummer 136 verzeichnet ist: „Official Biggeleben“. Nach dessen Tod im Jahre 1808 erbte die Cousine Maria Anna Biggeleben geb. Zeppenfeldt (1740-1815), seit 1799 Witwe des Engelbert Theodor Biggeleben (1732-1799), Geheimrat und Oberappellationsrat zu Arnsberg.
Im Brandkataster des Jahres 1811 steht unter Hausnummer 136: Frau Geheimrätin Biggeleben, später Joseph v. Lilien. Der Erbsälzer Joseph v. Lilien wird das Haus kurz nach dem Tod der Geheimrätin Biggeleben im Jahr 1815 erworben haben. Auf dem Erbwege sind die Liliens nicht an das Haus gelangt. Die Mitteilung nach v. Klocke, die auf eine Auskunft des Oberstleutnants W. v. Ellerts (Verwandter der v. Lilien) zurückgeht, kann nun nach Aktenlage korrigiert werden. Das Haus stammt nicht von der Familie Ley. Joseph v. Lilien (1768-1822) war verheiratet mit Marianne Ley, die als Witwe seit 1822 mit Personal in dem Haus lebte. Witwe v. Lilien geb. Ley starb 1869 im hohen Alter von 96 Jahren. Seit 1822 gehörte das Haus Joseph v. Ellerts, dem Neffen des Joseph v. Lilien. Ellerts, der in Dortmund und Berlin lebte, ließ seine Tante in dem Haus wohnen. Nach deren Tod verkaufte v. Ellerts im Jahre 1873 den gesamten Besitz an Werner Wiemer. Wiemers Stiefvater Franz Klimberg erweiterte das 1814 gegründete Kornhandelsgeschäft, sodass diese neue Besitzung für die Lagerhaltung und Verwaltung benötigt wurde.
1945 erweiterte Walter Wiemer das Landhandelsgeschäft durch gewerbliche Lagerhaltung. Mit dem Erwerb eines 21.000 m² großen Areals mit 4.000 m² Hallen und Gebäuden in Arnsberg wurden Lagerungsmöglichkeiten für Getreide, Lebensmittel etc. geschaffen. Neben Spedition und Lagerhaltung wurde in den 1950er Jahren der Großhandel mit Lagerei- und Mühlenbedarf ein weiteres Standbein der Firma Werner Wiemer in der Melsterstraße in Werl.
Die heutigen Geschäftsführer Werner-Udo und Bruni Wiemer übernahmen 1990 die Firma von Walter Wiemer und leiten das Unternehmen in der sechsten Generation. Es erfolgte die Umwandlung in die heutige Werner Wiemer GmbH. Seit Januar 2013 ist auch Tochter Meike Schröder (geb. Wiemer) in der Unternehmensleitung tätig.