2016 - Amtsgericht Werl

170 Jahre Amtsgerichtsgebäude in Werl

Das Justizgebäude in zentraler Lage der Stadt Werl wurde im Jahre 1846 errichtet und um 1910 um einen Anbau erweitert.

Das neunachsige im Stil des Spätklassizismus erbaute Gebäude mit zwei Geschossen und breitem fünfachsigem Zwerchhaus im Dachgeschoss, hat ein Krüppelwalmdach und eine symmetrisch gegliederte Fenster- und Türaufteilung. Über dem mittleren Fenster befindet sich im Dachgeschoss ein senkrechtes ovales Okulum (Auge). In dem Dreieck über dem Haupteingang befand sich früher ein Wappen.

Das Gebäude entspricht in seiner stattlichen Erscheinung dem Typ der Gerichtsgebäude im Regierungsbezirk Arnsberg, der nach der Installation der preußischen Bezirksregierung der damaligen Zeit charakteristisch war. Das Gebäude wurde am 22. März 1984 unter Denkmalschutz gestellt.

Zur Geschichte des Werler Gerichtswesens

Seit dem 14. Jahrhundert an ist Werl eine Gerichtsstadt. Es gab von 1382 bis 1848 das Salzplatzgericht der Erbsälzer und seit dem 15. Jahrhundert das höchste geistliche und weltliche Gericht des Herzogtums Westfalen, das Offizialatsgericht, das bis 1803 in Werl residierte. Nach der Säkularisation gehörten die Stadt und das Amt Werl von 1802/3 bis 1816 zur Landgrafschaft (ab 1806 Großherzogtum) Hessen-Darmstadt. 1816 wurde Werl preußisch. 1812 wurde das Hessische Justizamt Werl gegründet. Gerichtslokal war das alte Rathaus, das heutige Musikschulgebäude in der Marktstraße. Das Justizamt Werl wurde 1838 durch ein preußisches Land- und Stadtgericht Werl abgelöst.

Im September 1846 kam es zu ersten Kompetenzschwierigkeiten zwischen dem Werler Stadt- und Landgericht und dem Salzplatzgericht. Durch Kabinetts Ordres vom 19. Dezember 1846 beziehungsweise 1. April 1847 beschloss der preußische König eine Reform der Patrimonialgerichtsbarkeit. In Werl blieb dem Salzplatzgericht nur die Möglichkeit mit dem königlichen Land- und Stadtgericht zu fusionieren. Das geschah jedoch nicht und das Salzplatzgericht wurde aufgelöst. 1849 erfolgte die Einrichtung einer Kreis-Gerichtskommission Werl.

Das Amtsgericht Werl wurde ab 1. Oktober 1879 mit zwei Richtern besetzt Zwischen 1933 und 1945/47 bestand innerhalb des Amtsgerichts Werl ein sogenanntes "Anerbengericht Werl", das für die "Erbhöfe" nach den Gesetzen der Zeit des Nationalsozialismus zuständig war. Heute versehen fünf Richterinnen und Richter ihren Dienst im Amtsgericht.