2013 - Villa Wulf in Werl

Ehemaliges Wohnhaus der Familie Wulf
Steinerstraße 48
Baujahr: 1907

Ganz im Süden des historischen Stadtkerns, direkt am Standort des ehemaligen Stadttores, "Steinertor" und damit an einem früheren Ortseingang steht die neubarocke "Villa Wulf" als früheres Anwesen der Familie des Hefefabrikanten Fritz Wulf.

1850 wurde das Gebäude durch die Familie Adam Brune als zweigeschossiges Satteldachhaus errichtet. Um 1890 gelangte es in den Besitz von Fritz Wulf (1837 - 1903). Dessen Familie baute das Haus nach seinem Tod 1907 zur heutigen Gestalt um und erweiterte es um einen Erker (Ostseite), einen Wintergarten (Westseite) und einen Wohn- und Wirtschaftstrakt. Darüber hinaus wurde das Dach als Mansarddach aufgestockt und ausgebaut.

Charakteristisch ist die symmetrische, siebenachsige Fassade unter dem Mansarddach, mit einem dreiachsigen Mittelrisalit und einem halbrunden Vorbau in den beiden Achsen der linken Seite. Auch die prachtvollen Fenster- und Fassadenverzierungen sind weitestgehend erhalten. Zum Gebäude gehört die prägende, lisenengegliederte Mauer, im nördlichen Teil höhergesetzt, um den Gartenbereich vor fremden Blicken zu schützen.

Das Gebäude zeigt die gehobene Wohnkultur eines Industriellen der wilhelminischen Ära, hier für eine der damals reichsten Familien von Werl.

Fritz Wulf hatte sein Vermögen als Besitzer einer der größten Hefewerke in Deutschland geschaffen. Die Fabrik in unmittelbarer Nähe zur Villa produzierte bis zum Jahr 1970. Ihr Wahrzeichen, ein 40 Meter hoher Turm, der als das höchste aus Ziegelsteinen errichtete Fabrikgebäude Europas galt, prägte jahrzehntelang die Silhouette der Stadt Werl. Gestartet hatte Wulf seine Selbstständigkeit mit einer Kornbrennerei, bei der Hefe nur ein Nebenprodukt war. Zuletzt lieferte die Firma Hefe für bis zu 100 Millionen Brötchen pro Woche. Der Betrieb wurde im Laufe der Jahre mehrfach verkauft und mit mehreren Firmen zusammengelegt. Als eine wirtschaftliche Produktion nicht mehr möglich war, wurde der Standort Werl geschlossen. 1971 wurden die Fabrikgebäude abgebrochen, im Norden entstand eine Wohnbebauung und im Süden ab 1998 ein Einkaufszentrum.

Mit dem Bau der "Wulf-Hefe-Straße" im Jahre 2012 wird das Quartier verkehrstechnisch neu geordnet und die Anbindung des Einkaufszentrums an den historischen Stadtkern verbessert.