2003 - Bürgerhaus Krumme Straße1/Güldenpoth in Werl
Das Bürgerhaus hebt sich in Gestalt und Charakter im Bild des historischen Stadtkerns ab und ist ein Baudenkmal, das für die Stadt Werl und besonders ihre Altstadt bedeutend ist.
In städtebaulicher Hinsicht markiert es die Altstadtstraßenverzweigungen von Neuerstraße, Marienstraße, Güldenpoth und Krumme Straße in deren geknickten Verläufen. Die Lage auf der spitzwinkligen Ecke zwischen Güldenpoth und Krumme Straße weist dem Haus mit seinen beiden gleichwertigen Fassaden eine wichtige Gelenkfunktion zu. Die außergewöhnliche Höhe des Hauses mit seinen drei Geschossen und dem steilen Satteldach werden dieser städtebaulichen Situation gerecht.
Ferner vermittelt das Bürgerhaus Vorstellungen von der Sozialtopographie im Werl des 16. Jahrhunderts. Es weist das Vorhandensein einer Bürgerschicht nach, die in der wirtschaftlichen Lage war, sich Häuser für den gehobeneren Wohnbedarf errichten zu lassen. Es handelt sich wahrscheinlich um das Haus eines Kaufmanns oder Handelsherrn; der landwirtschaftliche Teil des Anwesens ist im Hause selbst nicht untergebracht worden, so ist das Haus leicht von Ackerbürgerhäusern seiner Zeitstellung zu unterscheiden, die auch in Werl die Masse der Bausubstanz im Altstadtbild ausmachten.
Der gesamte Gebäudekomplex stammt aus dem 16. Jahrhundert. Er besteht aus zwei Hauskästen, dem hinteren massiven Steinwerkbau und dem vorderen Fachwerkbau. Dabei ist der Steinwerkbau der ältere Hauskasten. In ihm befindet sich ein ca. 45 Quadratmeter großer sogenannter Saal mit Sitznischen in den Fenstern. Bemerkenswert ist auch der im Fachwerkbau stehende Kamin, der die Jahreszahl 1684 trägt.
Das Gebäude wurde 1983 in die Denkmalliste der Stadt Werl eingetragen. Es befand sich in einem desolaten Zustand. Im Jahre 1999 erwarb der Rechtsanwalt und Landwirt Jan-Hendrik Schulze-Steinen das Denkmal und erweckte es aus seinem Dornröschenschlaf. Die aufwendige Restaurierung, selbst kleinster Details, begann im Frühjahr 2000 und wurde Ende 2001 erfolgreich abgeschlossen. Erwähnenswert ist auch die liebevolle Restaurierung der im Zickzackmuster aufgedoppelten Haustür.
Das Bürgerhaus ist zu einem wahren Schmuckstück des historischen Stadtkerns in Werl geworden und ist ein vorbildliches Beispiel für die engagierte Instandsetzung eines maroden Baudenkmals. Dadurch ist eine sinnvolle Nutzung des Gebäudes möglich geworden. Heute dient das Haus einem Dienstleistungsbetrieb mit Büro- und Wohnnutzung.