2014 - Volkshochule Werl
Von der Elementarschule zur Volkshochschule
Bis zum Jahre 1836 bestand die Elementarschule in Werl aus fünf Schulklassen, drei Knaben und zwei Mädchenschulen. Zwei der ersteren, die sogenannte Rektor- und Konrektor-Schule, befanden sich in dem alten Schulhause an der Schulgasse (heute Marienheim), die Räume für die zwei Mädchenklassen und die dritte Knabenklasse im Rathaus. Sämtliche Räume erwiesen sich als zu klein und entsprachen nicht mehr den Anforderungen. 1836 wurde der Werler Kapuzinerkonvent aufgelöst und das Klostergebäude konnte für sechs Schulklassen benutzt werden. Wegen der sich mehrenden Schülerzahl, die 1845 auf 680 gestiegen war, musste noch eine siebte Klasse eingerichtet und eine dritte Lehrerin angestellt werden. 1858 kam mit der achten Klasse eine vierte Lehrerstelle hinzu.
Ab 1848 nutzten die nach Werl berufenen Franziskaner, die nicht zu Schulzwecken benutzten Teile des Klosters. Die Schulaufsichtsbehörde beanstandete die Räumlichkeiten der Schule im Kloster und bat um dringende Abhilfe, die nur durch einen zweckmäßigen Neubau zu realisieren war. Die Zeichnungen und Kostenanschläge zu diesem Bau wurden 1869 der Königlichen Regierung in Arnsberg zur Genehmigung vorgelegt. Die Ausführung aber wurde dadurch verzögert, dass die Regierung darauf bestand, von den im westlichen Klosterflügel vorhandenen fünf Schullokalen zwei als noch hinreichend beizubehalten. Die betreffenden Vorstände aber wollten einen für alle Knabenklassen ausreichenden Neubau. Der Klosterflügel, in welchem die fünf Klassen sich befanden, gehörte der katholischen Kirchengemeinde, der katholischen Schulgemeinde aber war das Recht vorbehalten, die Räume zu Schulzwecken zu benutzen. Dieses Recht wurde 1867 von der Kirchengemeinde der Schulgemeinde für 5400 Thaler abgekauft, unter der Bedingung, dass diese Summe zum Neubau des Schulhauses verwendet würde. Die Regierung erteilte diesem Vertrag die Genehmigung.
Als zweckmäßiger Bauplatz zu dem neuen Schulhause wurde ein Teil des Gartens der von der Stadt angekauften ehemaligen Engelhard'schen Besitzung am Kirchplatz bestimmt. Am 5. August 1869 wurde nach vorhergegangenem Hochamte, welchem Magistrat und Stadtverordnete beiwohnten, die Grundsteinlegung zu dem Bau in feierlicher Weise vollzogen. Eine Urkunde und verschiedene Münzen wurden dem Grundstein eingefügt. Bereits im Jahre 1870 war das große Gebäude, dessen Mauerwerk Meister Billecke aus Werl ausführte, so früh vollendet, dass am 27. Oktober 1870 die Schüler der fünf Klassen in die neuen Räume eingeführt wurden. Der Plan nach enthielt das neue Gebäude sechs Klassenzimmer und nach Bedarf konnten zwei Flügel mit je zwei Klassenzimmern angebaut werden.
Im Jahre 1880, als die neunte Klasse notwendig wurde, ist der westliche Flügel angebaut worden. Ab Ostern 1884 bestanden hier zehn Klassen, je fünf Knaben- und Mädchenklassen mit vier Lehrern und sechs Lehrerinnen. Die beiden untersten Klassen waren im heutigen Marienheim (Baujahr 1558 und in den 1880er Jahre um einen Stock erhöht).
1907 wurde wegen Platzmangel ein weiterer Seitenflügel in östlicher Richtung angebaut. 1947 war zusätzlich die evangelische Schule mit drei Klassen in der sich nun nennenden Walburgisschule untergebracht. Ein zusätzlicher südlicher Zwischenbau wurde errichtet. Die Walburgisschule zog 1966 in einen Neubau und an der alten Stelle zog die Realschule bis Dezember 1972 ein, bis diese auch einen Neubau bezog. Als letzte Schule war die Fröbel-Schule von 1973 bis 14. Juli 1976 im heutigen Volkshochschul-Gebäude untergebracht. Die Volkshochschule nutzte seit 1978 einige Räume für den Unterricht, die Volkshochschul-Geschäftsstelle war im Alten Rathaus (heute Musikschule) untergebracht. Der Umbau zum Volkshochschul-Gebäude erfolgte mit Mitteln aus dem Schulbauprogramm des Landes. Ab Januar 1984 konnte das für 1 Million Deutsche Mark umgebaute Gebäude vollständig durch die Volkshochschule genutzt werden. Die offizielle Übergabe war im Herbst 1984. Die Volkshochschule arbeitet, neben Sonderprojekten und speziellen Programmen, in fünf Fachbereichen: Mensch, Gesellschaft, Umwelt (1), Arbeit und Beruf (2), Sprachen (3), Kulturelle Bildung (4), Gesundheit und Ernährung (5). Jährlich werden circa 8.500 Unterrichtsstunden durchgeführt, der größte Teil in Kursen und Seminaren, circa 300 Unterrichtsstunden in circa 100 Einzelveranstaltungen, die von circa 5.000 Besuchern wahrgenommen werden.