2004 - Ehemaliger Burgmannshof der Familie von Fürstenberg - Kletterpoth 6 in Werl

Bei dem Gebäude, das um 1830 errichtet wurde, handelt es sich um einen zweistöckigen Fachwerkbau in zeittypisch schlichter, klassizistischer Gestaltung. Die heute zum Garten weisende Schaufront des Hauses zeigt eine siebenachsige Gliederung mit dem Eingang in der Mittelachse; die drei mittleren Achsen sind durch ein dreiachsiges Dachhaus mit flachem Dreiecksgiebel und Radfenster besonders hervorgehoben. In ähnlicher Weise tritt ein Dachhaus auch über der in ihrer Durchfensterung veränderten Rückfront des Gebäudes aus dem flachgeneigten und voll abgewalmten Dach hervor. Der heutige Verputz und die Eindeckung mit roten Pfannen ersetzten erst in den letzten Jahren die Verkleidung und Bedeckung durch Schiefer, während die Klappläden  an allen Fenstern zum historischen Bestand gehören. Dem Äußeren des Gebäudes mit seinem ausgesprochen bürgerlichen Erscheinungsbild entspricht die Grundrissstruktur des Gebäudeinneren durchaus nicht. Im Gegensatz zu bürgerlichen Wohnhäusern dieser Zeit, wo sich die einzelnen Zimmer entlang durchgehender Flure reihen, dominiert hier - wie schon bei vergleichbaren Adelspalais des 17. und 18. Jahrhunderts - eine weite Eingangsdiele mit Treppenanlage etwa in der Mitte des längsrechteckigen Grundrisses; von dort aus waren die Stuben, Säle und Kammern als Appartements in Raumfluchten hintereinander angeordnet.

Die Adelsfamilie von Fürstenberg - Waterlappe ist als erste Besitzerfamilie (Lehnsbesitz) bekannt. Sie gehörte zu den Werler Burgmannen und besaß vor 1400 mehrere Häuser in Werl. Die Hofanlage war 1393 im Besitz des Knappen Wilhelm von Fürstenberg, urkundlich 1363 - 1394. Dieser Hof hatte eine exponierte Lage im Stadtzentrum, er lag auf dem Gelände des sogenannten "Alten Hofes" der zur Residenz der Werler Grafen gehört hatte und später den Erzbischöfen von Köln gehörte. Die sehr ausgedehnte Hofstelle, die von der Steinerstraße bis an die östliche Stadtmauer reichte, war noch Mitte des 17. Jahrhunderts als "Fürstenberger Platz" bekannt. Mit "Platz" ist in der Regel eine adelige Wohnstelle gemeint. Hier wollten sich im Jahre 1651 eigentlich die Kapuziner niederlassen, doch dieses Gelände lag ihnen zu nahe an der Pfarrkirche. Weiter hieß es in dieser Zeit: "das Gebäude sei alt und werde vom Volke Vogtei genannt, der Platz erfreue sich einer einzigartigen Freiheit." Die Besitzung war noch 1571 alter kurkölnischer Lehnsbesitz, auf der Stelle hatte der kölnische Rat Gerhard Kleinsorgen (+ 1591) ein neues Haus errichtet. Von den von Kleinsorgen kam der Hof, "das Burghaus" genannt, um 1829/30 an die Freiherren von Böckenförde genannt Schüngel zu Echthausen und von diesen 1839 im Erbgang an die Erbsälzerfamilie Freiherren von Lilien - Echthausen. An dem Hause "klebte" noch um 1837/39 ein uraltes Jagdrecht. Von 1906 - 1909 war der Freiherr von Plettenberg - Oevinghausen Eigentümer, er verkaufte das Haus jedoch an den Viehhändler Julius Wolf junior. Von diesem gelangte das Anwesen circa 1927 in den Besitz der Arztfamilie Koch; von Doktor Hermann Josef Koch wurde es schließlich in den 1970 er Jahren an die Sparkasse Werl verkauft, die das Gebäude restaurierte und selber nutzte. Insbesondere die Kellerräume, zur "Sparkassenzeit" des öfteren zu festlichen Veranstaltungen dienend, künden vom hohen Alter dieser Besitzung, die 1571 vom Kölner Kurfürsten als ein "altes Borchmans Haus und Hof" bezeichnet wurde, der "vor einen sonderlich befreyeten Hof gerechnet und gehalten worden, wie unter anderen noch heutiges Tages die alte Creuz, so daselbst vorhanden seyn, augenscheinlich bezeugen."  Mit den alten Kreuzen sind sicher die kurkölnischen Kreuze im Wappenschild gemeint gewesen, die als Tür - oder Kaminsteine Verwendung gefunden haben mögen. Der letzte Besitzerwechsel erfolgte 2001/02, als die Sparkasse Werl das Haus an die Steuerberatungsgesellschaft Tillmann und Weich GmbH veräußerte. In dem Gebäude befinden sich die Büroräume der Gesellschaft.