Walkie-Talkies für den Blackout

Presseartikel im Soester Anzeiger vom 07.09.2022:

Kreis Soest bereitet sich auf Krisen vor und nimmt jeden in die Verantwortung
In einer Krise kommt es auf die Eigenverantwortung jedes einzelnen an, damit Rettungskräfte und Co. Kapazitäten für diejenigen haben, die alleine verloren wären. Welche lebensrettende Rolle Walkie-Talkies zukünftig bei einem großen Stromausfall im Kreis Soest spielen können, erklärte am Montag Dennis Pingel, der beim Kreis Soest für den Feuer- und Katastrophenschutz zuständig ist.
Krisen kommen meist unerwartet, doch man kann und sollte auf sie vorbereitet sein. Das gelte nicht nur für Kreis und Kommunen, sondern für jeden einzelnen Bürger, machten Vertreter von Kreis, Kommunen, Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz am Montag im Soester Rettungszentrum deutlich. Zum Anlass wurde der landesweite Warntag am kommenden Donnerstag genommen. Bei ihm werden parallel alle Sirenen und Warn-Apps ausgelöst – zum einen als Belastungstest der Warn-Infrastruktur, zum anderen als Erinnerung für die Bürger, auf welche Warnsignale sie achten müssen. Im Kreis Soest bereite man sich auf verschiedene Krisen-Szenarien vor. Strukturen seien für viele Szenarien ebenso festgelegt wie die Frage, wer was macht.
Nicht nur die Gaskrise und ein nicht auszuschließender, lang anhaltender Stromausfall würden diese Vorbereitungen nötig machen, „sondern auch die Tatsache, dass die Gefahr für schwere Unwetter in den vergangenen Jahren enorm gestiegen ist“. Die Hochwasserkatastrophe oder der Tornado in Lippstadt zeigten dies zuletzt. „Es besteht also Handlungsbedarf“, unterstrich Kreisdirektor Volker Topp.
Angesichts einer möglichen Energie-Mangellage, in deren Folge der Strom bundes- oder europaweit ausfallen könnte, müsse man sich „heute schon Gedanken machen“, so Remco van der Velden (Geseke) als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Soest. „Sollte es mit den Einsparungen nicht funktionieren und wir kommen in eine Krisenlage, ist der Appell an die Bürger klar: Die, die sich selber helfen können, sollen das auch tun, damit wir denen helfen können, die wirklich die Hilfe Dritter benötigen“, betonte er.
Kreisbrandmeister Thomas Wienecke ergänzte, dass die Folgen eines länger anhaltenden Stromausfalls gravierend wären: „Dann ist es wichtig, dass die Bürger genug Lebensmittel und Bedarfsgegenstände im Haus haben, um sich erst einmal selbst helfen zu können.“ Der Stromausfall in Lippstadt im Dezember 2021 habe wichtige Erkenntnisse geliefert. Viele betroffene Bürger hätten verunsichert die 110 und die 112 gewählt, als plötzlich das Licht ausging und vor allem mit den Fragen, wann denn der Strom wieder da sei und ob sie die einzigen Betroffenen seien, die Notrufleitungen blockiert. Kreisbrandmeister Wienecke: „In dieser Situation ist das oberste Gebot: Ruhe bewahren!“ Durch Umschalt-Möglichkeiten sei es oft möglich, das „relativ stabile Stromnetz“ schnell wieder ans Laufen zu bekommen. Doch müsse sich jeder bewusst sein, dass bei einem längeren Stromausfall sukzessive die Infrastruktur wegfällt: Telefon, Internet, Handynetz – viele Dinge des normalen Lebens sind plötzlich nicht mehr verfügbar.
In solchen Fällen sollen beispielsweise die Feuerwehrgerätehäuser als „Leuchttürme“ dienen – sie sind dann die Anlaufstelle für Notfälle. Eine zusätzliche wichtige Säule könnte dann zudem der „Bürger-Notfunk“ werden – ein Konzept, das sich der Kreis Soest ausgedacht hat. Basis der Idee sind batteriebetriebene „PMR-Walkie-Talkies“, die jeder für 15 bis 20 Euro im Handel kaufen kann. Über die Funkgeräte kann in Notsituationen kommuniziert werden, wenn Handy- und Telefonnetz nicht mehr funktionieren. „Durch die Funkgeräte können Brücken geschaffen werden. Auf Kanal 1 können Hilferufe abgesetzt werden. Im Idealfall bildet sich ein enges Netz an Funkgeräten, sodass möglichst schnell Hilfe an die richtige Stelle gesendet werden kann“, erklärte Dennis Pingel von der Stabsstelle Feuer- und Katastrophenschutz.